Wer Boxen wie die U_Do 16 baut, wird kaum einen Verstärker im vier- bis fünfstelligen Preisbereich sein Eigen nennen. Er wird zudem nicht der älteste Zeitgenosse sein, der schon alle sieben Musikhimmel durchwandert hat. Nehmen wir an, er ist zwischen Heranwachsend und noch kein Eigenheim, er hört Charts, Metal und Electro, manchmal auch alten Rock, weil man daran kaum vorbei kommt. Seine Zuspieler werden entweder ein preisgünstiger AVR mit Internetanschluss oder älter als er selbst, vielleicht aber auch ein preiswerter China-Amp sein. Daher kramten wir wieder einmal unseren gut 30 jährigen Luxmann L 215 raus und ließen uns von Youtube ein paar Titel um die Ohren knallen. Als erstes fanden wir “No Roots” von Alice Merton, die beiden Bässe machten ordentlich Druck, Dynamik gab es genug, die Stimme stand gut verständlich zwischen den Lautsprechern, die eher unbeteiligt links und rechts vom Musikgeschehen herumstanden. “New Rules” von Dua Lipa stand dem Ganzen nicht nach und Taylor Swift wiederholte in ähnlicher Weise mit “Look what you made me do” die Gleichförmigkeit moderner Rythmen, von denen ich zum Mindesten für heute genug gehört hatte.
Was Infected Mushrooms mit “Best of” sogar in guter Aufnahmequalität boten, war eine andere Nummer. Hier ging es durch alle Frequenzen mit laut und leise, rauf und runter, die schnellen Tonfolgen präsentierte die U_Do 16 bis zu wirklich hohem Pegel (kann man diese Musik überhaupt leise hören?), ohne sich oder mich großartig anzustrengen.
Nach einer halben Stunde hatte ich jedoch die Ohren voll und suchte nicht vergebens nach gewohnteren Tönen – alter Rock in altem und neuem Gewand: Proud Mary, Tina Turner, live 1982, ja, das geht ins Bein. Doch was sie dann fast 20 Jahre älter in Wembey ablieferte, erwischte den ganzen Körper. Wer dieses legendäre Konzert mit fülligem Raumklang genießen will, kann seine U_Do16 mit 15 und 9 vom ContraSub 12 untermauern lassen, dann geht die Party erst richtig los. Aber bitte nicht vergessen, dass man mit solcher Musik in Konzertlautstärke schnell die Bude mit alten Männern füllt, die neugierig erst den Kopf, dann den ganzen Kerl ins Zimmer stecken. Und dann kann das ein langer Hörabend werden. Es gibt so viel tolle Musik im Internet und die U_Do 16 hat vor keiner Sparte Angst.
Udo Wohlgemuth