Wer könnte es uns wirklich übel nehmen, wenn wir trotz völlig neuer Weichentopologie unseren Text aus der Klangbeschreibung der SB 18 ungekürzt und nur um den Zusatz: “noch etwas druckvoller!” ergänzt in allen Einzelheiten übernähmen? Zutreffender kann der nur um einen Bass ergänzte Bausatz kaum beurteilt werden. Und doch, eine etwas andere Qualität bietet die SB 36 schon, denn sie ist tatsächlich noch ein gutes Stück erwachsener geworden, unten rum ein wenig druckvoller und scheinbar tiefer reichend. Auch wenn die SB 18 schon sehr glaubwürdig die Musik abbildet, findet sie selbstverständlich ihre Grenzen im direkten Vergleich mit der großen Schwester. Die zitierte Kesselpauke war ein Stück größer und hatte natürlich noch mehr Druck, trotzdem verlor die SB 36 nichts von der feinen Durchzeichnung, die der kleinen Einbassbox das in ihrer Preisgruppe doch sehr ungewöhnliche Prädikat “Bluesklasse” einbrachte. Weder im Bass noch in den unteren Mitten zeigte die SB 36 irgendeine Form von Dicklichkeit, die leider allzu oft den Spaß an der Musik verdirbt. Dass Sänger im Laufe vieler Jahre trotzdem an Statur gewinnen, verriet die schlanke Standbox deutlich, als Leonard Cohen sein berühmtes “Suzanne” einmal als Studioaufnahme und direkt im Anschluss, aber vierzig Jahre später “Live in London 2008” so sang, als wäre er selbst als Zeitreisender zweimal in meinen Hörraum angereist. Einst ein junger Mann mit schon durchaus sonorer Stimme hatte er hörbar nur darauf gewartet, mit nunmehr 75 Jahren und eine halbe Oktave tieferer Lage noch eindrucksvoller die Geschichte der jungen Dame aus dem Hafen von Montreal neu zu erzählen. Hervorragend an die untere Abteilung angepasst zeigte sich hierbei der Hochtöner, der ruhig und ohne jede Spur von Aufdringlichkeit selbstvergessen seinen Teil zu der großartigen Darbietung beitrug. Nicht weniger als zweieinhalb Stunden lang Emotion pur zauberte der alte Mann und grandiose Künstler mit seinen poetischen Texten und eher einfachen Melodien in den Hörraum, wir haben jede Minute davon genossen.
Udo Wohlgmuth