Nun kommen wir dann doch noch zur Klangbeschreibung einer bemerkenswerten Notgeburt, die sich nicht in ihr Schicksal ergab, sondern das Beste daraus machte. Anfangs traute ich mich nicht so recht, ich hatte ja schon Bauchschmerzen. Also ließ ich es ruhig angehen, Mann mit Gitarre, Frau am Klavier, sprich: Kleine Besetzungen, die nicht allzu viel Grobes von den Boxen verlangten. Aller Ehren wert waren die Feinzeichnung und Auflösung, nichts Lästiges verstopfte das Ohr. Ein kleines Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, so locker hatte ich die Darbietungen nicht erwartet. Na ja, da kam ja noch die Abteilung Klassik, ich hatte mir vorsichtshalber die Schallplatte mit den Flötenkonzerten von Vivaldi herausgesucht, keine dicken Kesselpauken, nicht zu viele Instrumente, die aber schön den gesamten Platz hinter den Boxen nutzen. Ja, das taten sie, grandios mit welcher Präzision die schmalen Hemden die Flöte, die unterschiedlichen Streicher und das Continuo abbildeten. Da es sich um eine recht alte Schallplatte handelt, stand ganz unten auf ihrem Cover der Hinweis: “Der Stereo-Effekt ergibt sich nur bei Verwendung eines Stereo-Abspielgerätes.” Ich habe ihn zwei Plattenseiten lang genossen. Obwohl ich der Nachbarn wegen nur in knapper Zimmerlautstärke hören konnte, fehlte mir nichts an Dynamik, von der selbst ein kleines Kammerorchester etwas anzubieten hat.
Am folgenden Tag war es Zeppi, der als erster die Spargelstangen vor die Augen bekam. Er ließ es sich nicht ausreden, sie auch dem zweiten Sinn zugänglich zu machen. Mit den Flötenkonzerten musste ich ihm nicht kommen, etwas Lebhaftes wollte er hören. Als musikalisches Kind der 80er konnte er sich auch mit Yello’s Baby zufrieden geben. Absichtlich wählte ich “Blender”, wo ihn schon die ersten Töne vor dem Motorrad vom weiteren Reden abhielten. Ganz leise hörten wir nun nicht mehr, das geht bei Yello nicht. Als die stampfenden Bässe einsetzten, zwang es ihn aus dem berühmten Sofa zu den Schallwandlern. Er suchte den Grund, warum sie so trocken und tief aus den Meterzwergen kamen. Schnell noch einmal Robby Williams “Swing when you’re winning” eingeworfen. Völlig ohne jede Anstrengung malte die Box akkustisch das Abbild der amerikanischen Revuefilme der 50er Jahre mit ihren großartigen Arrangements in den Raum. Unglaublich diese Lässigkeit, mit der sich die Box nichts aus ihrer natürlichen Größe machte, Needle groß und Bluesklasse! So hatte ich mir die Bandpassbox gewünscht, jetzt konnte die kastrierte Version es allein. “Sag nicht, dass das die kleinen Boxen waren, die da vor den großen stehen!” waren Christophs erste Worte. Er war während der Vorstellung in den Laden gekommen und hatte nicht gewagt, sie durch sein freundliches “Guten Tag” zu stören, das er nunmehr schon vergessen hatte. Sein Gesicht sprach dafür Bände. Damit nun niemand auf die Idee kommt, dass ich die SB 12 ACL für die beste Box der Welt halte, ich kenne auch noch eine ganze Menge bessere. In ihrer Preisklasse und Gestalt finde ich jedoch selbst mit langem Nachdenken nur ganz, ganz wenige, die sich mit ihr messen können. Welchen Einfluss die neuartige Asymmetric-Chamber-Line auf das überraschende Bassvermögen der SB 12 ACL hat, lässt sich erst nach dem Bau anderer Bauformen für die gleiche Bestückung sagen. Interessant ist jedoch ein Blick auf die Impedanzkurve, die der einer TQWT nicht ganz unähnlich ist. Naja, vielleicht ist die in Wirklichkeit auch nur eine sehr große Reflexbox.