Kommen wir nun zu dem Teil, um den ich mich doch nicht drücken kann, der aber tatsächlich am wenigsten Aufschluss über das Klangvermögen von Lautsprechern gibt, die Klangbeschreibung. Wie subjektiv sie ist, zeigen immer wieder die Hörsitzungen in meinem Bochumer “Studio”. Verwunderte Blicke und späteres Grinsen verraten immer viel über die Erwartungen meiner Besucher, die meist viel niedriger lagen, als das Gehörte bot. Da Midu und ihre Nachfolgerin sich klanglich nicht deutlich unterscheiden – das war ja auch nicht das Ziel – könnte ich an diesen Platz Toms Klangbeschreibung von 2007 kopieren. Sie ist so wahr wie: “Der Bass war trocken, konturiert und durchhörbar. Die Läufe des Bassisten waren klar zu verfolgen, die Tuba und die Bassdrum versanken nicht in einem undefinierten Tonbrei. Die räumliche Abbildung zeigte eine Bühne, die in Breite und Tiefe sehr glaubwürdig den Aufnahmeort darstellte. Bei den Beckenanschlägen hörte man deutlich, ob der Teller in der Mitte, am Rand oder gar nicht getroffen wurde. Sänger hatten genug Platz und eine realistische Größe, der Schlagzeuger drängte sich nicht an ihnen vorbei in den Vordergrund. Kleine Geräusche, die beim Greifen am Instrument oder im Saal entstanden, waren sofort erkennbar. Das Hirn musste sie nicht erst analysieren, bevor es begriff, wodurch sie verursacht wurden.” Doch wie soll man nur durch diese Worthülsen erahnen, wie die Boxen denn nun Musik in Wahrheit wiedergeben. Natürlich kann ich diese Klangbeschreibung von nun an unter jeden Bericht schreiben, sie ist für meine Konstrukte so wahr wie nichts sagend. Trotzdem ist eine derart emotionslose Beschreibung, wie richtig sie am Ende sogar sein mag, auch nicht das, was der Leser lesen mag. Er will die Freude spüren, die der Hörer mit der Musik und seinen Boxen hatte, Überzeugung durch Suggestion. Nun, ich hatte diese Freude, als wieder einmal Heerscharen von Musikern in meinen Räumlichkeiten ein Gastsspiel gaben. Ein Telefonat mit einem zufälligen Besucher tat es kund: “Du hast da gestern eine Schallplatte von Stevie Ray Vaughn gehört, als ich reinkam. Welches Live-Album war das?” “Ich habe kein Live-Album von ihm.” “Doch, ganz bestimmt, wir haben es ja zusammen gehört!” “Hast du da auch Händeklatschen gehört?” “Wo du jetzt fragst, eigentlich erinnere ich mich nicht daran, aber das war ganz sicher live. Stevie stand mit seinen Musikern gut einen Meter hinter der Boxenlinie und spielte nur für uns sein “Tin pan Alley”. So live war ich noch nie dabei!” Was kann ich da noch sagen?
Udo Wohlgemuth