Wer andere hinters Licht führt, gehört normalerweise nicht zu den beliebtesten Zeitgenossen, das kann ich nur unterschreiben. Doch da es hier in einer guten Absicht geschah, will ich mir in diesem Falle selbst die Absolution erteilen. Ich hatte gerade die Needles zum Hörtest frei im Laden aufgestellt, als gleichzeitig das Telefon schellte und Michael den Laden betrat. Beim Telefonieren schaltete ich meinen KT 88 ein, legte “Acoustic Live” von Nils Lofgren in den CD-Player und ließ kommentarlos “Keith don’t go” laufen. Als ich mich dann zu meinem Besucher setzen konnte, meinte er im Konjunktiv: “Wenn es die damals schon gegeben hätte, als ich meine Duetta gebaut habe, wär die auch für mich in Frage gekommen.” Nun muss man dazu wissen, dass eher zufällig neben den Needle meine neu beweichte Minuetta stand, die Michael für die Schuldige am Klangvergnügen hielt. Sein ungläubiges Gesicht hatte etwas von dem leicht verschämten Ausdruck, den es immer trägt, wenn man auf dem falschen Fuß erwischt wird, als ich ihm zeigte, wo die Kabel angeschlossen waren. “Naja, mit Gitarrenmusik hast du mich ganz nett herein gelegt, aber wenn auch nur ein Quäntchen Bass dabei gewesen wäre, hätte die kleine Kiste schön versagt.” Der Anfang von Patricia Barber’s “Use me” mit gezupftem Kontrabass und schnarrenden Saiten, die sehr vernehmlich auf Holz trafen, verschlug ihm glatt die Sprache. Einen Tag später erhielt ich eine Mail von ihm: “… nach meiner Rückkehr hab’ ich sofort einen Hörtest mit der Duetta eingeleitet und höre da: Da war doch noch viel mehr zu hören. Klare luftige Höhen und ein richtiger, sauberer Bass (gezupfte Bässe kann die Dicke aber richtig). Ich hab’ die Duetta doch richtig ausgewählt!! Es war so, wie Du mal gesagt hast: Nicht das, was fehlt, stört, sondern das, was zu viel ist, nervt. (Zumindest, wenn nicht zu viel fehlt.). Trotzdem ein super Klang für ganz wenig Geld …”
Auf den Geschmack gekommen, machte ich gleich weiter mit der Versuchung meiner Kunden. Dabei nahm ich bewusst und mit voller Absicht nicht den Vorteil in Anspruch, dass man kleinen Boxen nicht viel zutraut und dann vom Ergebnis geblendet ist. Meine Besucher waren überzeugt, große Boxen zu hören und waren keineswegs geneigt, irgendeinen Bassmangel zu bemängeln. Natürlich hielt ich dabei den Pegel soweit im Zaum, dass der kleine Breitbänder nicht anschlug, doch mit vier Millimeter Hub ist schon eine ordentlich mehr als gehobene Zimmerlautstärke möglich. Stimmen, Raum und Ortbarkeit, die Darstellung leiser Töne selbst bei großem Orchestereinsatz faszinierten alle Zuhörer gleichermaßen. Am Ende hat dann Charly, ohne vorher seinen Vater zu fragen, gesagt: “Unverschämt, wie groß das Ding aufspielt!”